Diese 3 Aussagen verraten, dass jemand sauer auf dich ist

Diese 3 Aussagen verraten, dass jemand sauer auf dich ist

Ärger und Wut sind in unserer Kultur ja ein ziemliches Tabu. Und so kommt es, dass wir diese Gefühle nicht gerne direkt ausdrücken, sondern sie leugnen oder darum herumeiern.

Daraus ergeben sich oft Missverständnisse, Frust und Streit!

In diesem Artikel beschreiben wir 3 typische Dinge, die Menschen sagen, wenn sie sauer sind – aber dies nicht zugeben können oder möchten. Außerdem erfährst du, wie du auf Nerven schonende Weise darauf eingehen kannst.

1. “Warum hast du das gemacht?”

Du hast es bestimmt auch schon erlebt, dass du etwas getan hast und dann jemand dich nach dem Warum fragt.
Du erklärst es ihm, aber anstatt dass er sich bedankt und wieder seinen Angelegenheiten zuwendet, endet ihr in einer Auseinandersetzung.

Der Grund ist:
Der Fragesteller wollte in Wahrheit gar nicht wissen, warum du dies oder jenes getan hast, sondern er war darüber verärgert!
Die Beantwortung seiner Frage mit einer Begründung führt deshalb nirgendwohin, weil sie gar nicht die Antwort auf sein eigentliches Anliegen ist. Dieses Anliegen ist, in seinem Ärger gehört zu werden!

Wir können “Warum hast du … gemacht?” also übersetzen mit: “Ich bin sauer, weil du …. gemacht hast, und möchte gerne in meinem Ärger darüber von dir gehört werden!”

Wenn dir dieser Zusammenhang bewusst ist, kannst du endlose frustrierende Gesprächsverläufe und Auseinandersetzungen vermeiden, indem du auf den zugrunde liegenden Ärger eingehst.
Du kannst dich entspannen.
Halte dir eine wichtige Sache vor Augen: Du hast nichts falsch gemacht, nur weil du gemacht hast, was dir in dem Moment richtig erschien. Und deshalb musst du dich jetzt auch nicht verteidigen! 
Du brauchst nur eines tun: Dem anderen versichern, dass du seinen Ärger hörst und ihn ernst nimmst.
Ein Mittel dazu sind folgende Fragen: “Bist du sauer/ärgerst du dich, weil ich …. gemacht habe?” und “Hättest du es lieber gehabt, wenn ich … gemacht hätte?”

Nehmen wir ein konkretes Beispiel:
Sarah zu Klaus: “Warum hast du die Spülmaschine nicht leergeräumt????”
Klaus: “Ärgerst du dich deswegen?”
Sarah: “Ja!”
Klaus: “Wäre dir lieber gewesen, ich hätte sie leergeräumt?”
Sarah: “Ja! Dann hätte ich jetzt weniger Arbeit!”

2. “Ich will verstehen!”

Kommen wir zum nächsten Versteck für Ärger: Angebliches Verstehenwollen.
Dieses Verstehenwollen drückt sich oft so aus: “Ich verstehe nicht, wie du …. konntest!” oder “Ich würde wirklich gerne verstehen, warum der das gemacht hat!”

Mit diesem Verstehenwollen ist es genauso wie mit der Warum-Frage. Es geht nicht wirklich ums Verstehen, sondern darum, in seinem Ärger gehört zu werden.
Wenn jemand dir so etwas sagt, kannst du darauf die gleichen Fragen stellen wie oben bei dem “Warum?” beschrieben.

3. “Ich wundere mich!”

In (fast) allen Fällen, in denen jemand sagt, er wundere sich über etwas oder sei über etwas überrascht, und dabei ein ernstes Gesicht macht, ist Ärger im Spiel.
Ein gutes Beispiel ist ein Satz wie: “Ich bin überrascht, dass du nicht zu meinem Geburtstag kommst!”
Wenn da kein Ärger hintersteckt, fresse ich einen Besen! 😉

Warum ich mir da so sicher bin? Weil echte Überraschung sich anders ausdrückt!
Überlege einmal, welche Worte du verwendest und in welchem Tonfall und mit welcher Mimik du sprichst, wenn du wirklich überrascht bist.
Meistens werden die Augen groß, und du bekommst vielleicht erst einmal kein Wort heraus. Du sagst vielleicht nur: “Oh Mensch!” oder “Das ist ja toll!”.
Vielleicht sagst du auch “So eine Überraschung!”

Eine Überraschung wird in der überwiegenden Zahl der Fälle als etwas Positives empfunden:
Ein unerwarteter Besuch von einem lieben Menschen, eine unvorhergesehene Beförderung, ein Geschenk.
Natürlich gibt es auch negative Überraschungen, doch zum dazugehörigen Gefühl passt dann häufig besser ein Wort wie “Schock”, oder “Schreck”.

Aber bei “Ich bin überrascht, dass du….” geht es sehr wahrscheinlich wieder darum, dass jemand in seinem Ärger gehört werden will. Dabei hat er das Problem, sich entweder gar nicht bewusst zu sein, dass er ärgerlich ist, oder sich nicht zu trauen, es zuzugeben.

In beiden Fällen kannst du wieder die Fragen von oben ausprobieren.

(“Bist du sauer/ärgerst du dich, weil ich …. gemacht habe?” und
“Hättest du es lieber gehabt, wenn ich … gemacht hätte?”)

Wahrscheinlich bringst du damit nicht nur das Gespräch mit einem Schlag auf eine konstruktivere Ebene, sondern verschaffst dem anderen auch noch ein Aha-Erlebnis über sich selbst!

Ich bin gespannt zu hören, was du erlebst, wenn du “Warum hast du ….?”, “Ich verstehe nicht, wie du … konntest!” und “Ich wundere mich darüber, dass du…” ab jetzt mit anderen Ohren hörst.

Schreibe mir gerne deine Erfahrungen und dein Feedback unten in den Kommentaren.

Danke dir und viele Grüsse,

Kendra

 

Wie geht das mit “den Christus im anderen sehen”?

Wie geht das mit “den Christus im anderen sehen”?

Machst du “Ein Kurs in Wundern” und fragst dich, was genau damit gemeint ist, “den Christus im anderen” zu sehen?

Bedeutet es, dass ich eines Morgens aufwache und mein Mann sieht nicht mehr aus wie mein Mann, sondern hat auf einmal lange dunkle Haare und ein wallendes weißes Gewand an?
Meine Kinder haben dunkle Locken und schauen mich aus sanften Jesusaugen schweigend an, anstatt in der Wohnung herumzurasen?
Meine Nachbarn haben alle etwas Morgenländisches an sich und grüßen mich plötzlich mit “Friede sei mit dir, geliebte Schwester!”?

Wer sich ein wenig mit dem Kurs auskennt, weiß, dass es nicht ganz so abläuft, sondern darum geht, die wahre göttliche Natur des Menschen zu erkennen.
Die Theorie lautet: So, wie wir geschaffen sind, sind wir gut. Unsere Essenz besteht aus Licht und Liebe.
Aber auf dieser Welt laufen wir alle sozusagen verkleidet herum. Über unser wirkliches Wesen haben wir Ego-Kostüme angezogen.
Wir verhalten uns so ganz und gar nicht wie Licht und Liebe und tun nach besten Kräften so, als ob wir mit dem ganzen göttlichen Kram nichts zu tun haben.

Was angefangen hat wie ein lustiges Spiel, ist insofern in die Hose gegangen, als wir uns nicht mehr daran erinnern können, dass es ein Spiel ist und wir auch wieder damit aufhören könnten.
Wir haben unsere wahre Identität vergessen und denken wirklich, wir wären die einer ziemlich durchgeknallten Welt ausgelieferte Persönlichkeit, deren Rolle wir angenommen haben.
Wir haben vergessen, dass das hier unser (kollektives) Theaterstück ist.

Diejenigen von uns, die mittlerweile die Nase von dem ganzen Mummenschanz voll haben, stehen nun vor der Aufgabe, wie sie das mit dem Erinnern hinbekommen.
Dieses Erinnern nennt der Kurs das “Erwachen aus dem Traum”.
Wir können uns gegenseitig bei diesem Erwachen helfen, wenn wir uns darauf konzentrieren, die jeweilige Verkleidung gegenseitig zu durchschauen. Wenn ich in der Lage bin, den göttlichen Ursprung im anderen wahrzunehmen, helfe ich damit ihm und mir beim Erwachen.
Das Durchschauen der Verkleidung wiederum nennt der Kurs “Vergebung”.

Das klingt soweit ja nachvollziehbar, oder?
Der schwierige Teil fängt aber jetzt erst an, nämlich mit der Frage: Wie mache ich das???
Wie zum Teufel kann ich etwas Göttliches, Liebevolles erkennen in dem Typen, der mir die Vorfahrt nimmt, dem Lehrer, der mein Kind ungerecht benotet hat oder im Finanzamt, das mir gerade ungerechtfertigterweise Geld abknöpfen will?

Der Kurs spricht hier davon, dass man den so genannten “Heiligen Geist, die “Stimme für Gott” in uns, bitten soll, die Wahrheit gezeigt zu bekommen. Genau. Es geht um einen Perspektivwechsel.

Leider fällt dieser Perspektivwechsel den meisten von uns nicht einfach. Es geht einfach nicht so “auf Knopfdruck”, die Welt und alle Menschen darin mit ganz anderen Augen zu sehen, vor allem, wenn man am Anfang gar nicht weiss, wonach man eigentlich Ausschau halten soll!

Zum Glück gibt es hier eine wunderbare, elegante Brücke, die leider von vielen Kursschülern missverstanden und deshalb nicht angewendet wird.
Worauf ich hinauswill, ist was Marshall Rosenberg mit seiner “Gewaltfreien Kommunikation” lehrte. Er hat ganz eindrücklich demonstriert, wie man sich zum guten Kern in jedem Menschen vorarbeiten kann, und zwar mit Hilfe seines Verständnisses von Empathie.

Was Empathie oder empathisches Zuhören ist und wie es geht, beschreibe ich detailliert in diesem Artikel.

Worum es mir hier geht, ist ganz klar zu machen, dass Empathie nichts damit zu hat, sich in irgendwelche menschlichen Niederungen herabzulassen und zu verirren.
Viele Menschen, die erwachen möchten, scheinen Angst davor zu haben, sich womöglich zu sehr auf das Menschliche einzulassen und damit noch mehr ihre göttliche Identität zu vergessen, an die sie sich doch so sehnlich erinnern möchten.
Damit einher geht oft ein Rückzug aus der Welt und von ihren Mitmenschen.

Ja, jeder von uns braucht Ruhe, Zeit zum Besinnen, Zeit für sich selber.
Doch wie uns der Kurs auch sagt, können wir nicht allein erwachen.
Wir brauchen dazu unsere Brüder und Schwestern, denn die spiegeln uns einerseits die Dinge an uns, die wir in uns noch zu heilen haben, doch sie bieten auch in jeder Begegnung die Chance, unsere wahre Identität ineinander zu erkennen.

Empathie hilft dabei, weil sie jedem Menschen bei allem, was er tut, eine lebensdienliche (= liebevolle) Absicht unterstellt. Sie sucht aktiv nach der Liebe, die als Antrieb hinter allem Verhalten steckt, auch wenn der Impuls sehr verzerrt rüberkommt.
Dies schafft sie, indem sie sich nicht auf das Verhalten fokussiert, sondern auf die Bedürfnisse, die der Mensch damit versucht hat zu erfüllen.
Jeder Mensch versucht nämlich bei allem, was er tut, Bedürfnisse zu erfüllen.
Diese können eigene Bedürfnisse sein oder die von anderen.

Das Problem sind dabei nicht die Bedürfnisse, sondern die Wege, die jemand zu ihrer Erfüllung beschreitet. Diese Wege können durchaus in die Kategorie “Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint” fallen, doch darum geht es nicht.
Nehmen wir einmal ein ganz krasses Beispiel: Diese Sache lässt sich sogar auf Selbstmordattentäter anwenden. Ein solcher mag als Antrieb für seine Tat Bedürfnisse haben wie Zugehörigkeit (er fühlt sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen) oder Sicherheit (er sieht vielleicht sich und seine Familie in der Welt bedroht und denkt, wenn er genug Feinde umbringt, dann wird es für seine Angehörigen sicherer. Und er ist dann im Himmel und sowieso in Sicherheit).
Und an diesen Bedürfnissen ist nichts falsch.

Das bedeutet aber auch nicht, dass wir mit dem Verhalten einverstanden sind und es gut finden, nur weil wir empathisch sind!!!
Wir erkennen lediglich an, dass hinter jedem Verhalten ein nachvollziehbares Bedürfnis stecken muss. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Wir graben solange, bis wir dieses Bedürfnis finden. Und wenn wir es gefunden haben, können wir sehen, dass dieser andere nicht durch und durch schlecht ist, sondern lediglich fehlgeleitet in seinem Weltbild und seinen Strategien.

Mehr noch: Da Bedürfnisse universell sind und für alle Menschen gelten, können wir sehen, dass wir uns gar nicht so sehr voneinander unterscheiden, wie wir immer denken. Der Unterschied zwischen einem Menschen, der einen anderen umbringt, und einem anderen, der niemanden umbringt, liegt nicht in den Bedürfnissen.
Jeder von uns will Sicherheit, Gemeinschaft, Hilfe, Zugehörigkeit, Wertschätzung, Essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Nur jeder verfolgt seine Bedürfnisse auf unterschiedliche Weise.

Zu erkennen, dass wir uns in diesem wesentlichen Punkt, der unser Menschsein ausmacht, alle gleich sind, hilft uns die Einheit spürbar werden zu lassen, von der beim Erwachen ja auch immer die Rede ist.
Und zu merken, dass jeder aus Bedürfnissen heraus handelt, hat echte Durchschlagskraft. Damit wird klar, dass jeder von uns von einer Kraft beseelt ist, die zum Leben beitragen will.
Könnte es vielleicht doch stimmen, dass wir tief drinnen von Liebe bewegt werden?

Und damit haben wir die Verkleidung durchschaut.

Bedürfnisse sind übrigens kein Hindernis auf dem spirituellen Weg, sondern können dir wertvolle Dienste beim Erwachen leisten. (Lies hier, wie!)

Ich hoffe ich konnte dich mit diesem Artikel ein wenig neugierig auf Empathie machen, denn ich empfinde sie als so eine große Hilfe und bin sooooo dankbar, sie bei Marshall Rosenberg erlebt zu haben, dass ich einfach der ganzen Welt davon erzählen will!

Ganz definitiv steht sie nicht im Widerspruch zum Willen, zu erwachen, im Gegenteil. Mir ist sie ein unersetzliches Hilfsmittel geworden, um zu sehen, was hinter dem Ego eines Menschen wirklich los ist.

Vielleicht möchtest du auch folgendes zu diesem Thema lesen: Macht empathisches Zuhören eine Geschichte wahr?

Es würde mich freuen, zu hören, was in dir lebendig ist, jetzt wo du gerade diesen Artikel gelesen hast.
Und: Ich bin mir bewusst, dass mir nicht jeder in allem folgen kann, da nicht alle meine Leser denselben Hintergrund mit Ein Kurs in Wundern oder Gewaltfreier Kommunikation haben.
Deshalb stelle gerne Fragen, wenn du welche hast – ich habe Spaß daran, sie zu beantworten!
Am liebsten wäre mir unten im Kommentarbereich, damit auch andere Leser davon profitieren können.

Vielen herzlichen Dank!

Kendra

Noch etwas: Den Christus in einander durch Empathie zu erkennen, üben wir an unserem Wochenendworkshop am 26. und 27. August 2017 in Basel.

Würdest du gerne erfahren, wie das ist?

Dann lies hier die Workshopbeschreibung und finde heraus, ob diese zwei Tage für dich sind!

P.S.: Wenn du diesen Artikel hilfreich findest, dann teile ihn doch bitte über die sozialen Netzwerke! Danke! <3

So gestaltest du Gespräche erfüllender

So gestaltest du Gespräche erfüllender

Kennst du das auch?

– Du bist in einer Unterhaltung, aber fängst plötzlich an, dich zu langweilen
– Du fühlst dich während eines Gesprächs oder danach angespannt und frustriert, aber findest keinen “echten” Grund dafür
– Du findest Gespräche anstrengend und Energie raubend

Free-Photos/pixabay

Viel zu viele Gespräche in unserer Kultur verlaufen frustrierend. Sie führen zu Unzufriedenheit und innerer Distanzierung, auch wenn es gar keinen akuten Streit oder eine Meinungsverschiedenheit gibt.
Aber sind Gespräche nicht eigentlich dazu da, Nähe, Verständnis, Austausch und Freude zu bringen? Wie um Himmels willen schaffen wir, das das Gegenteil dabei herauskommt?

Die Antwort liegt auf der Hand, wenn wir
1. das Hauptbedürfnis erkennen, das durch Gespräche erfüllt werden soll, und
2. überprüfen, ob unsere “normale” Art, Gespräche zu führen, diesem Bedürfnis überhaupt eine Chance gibt.

Fangen wir also mit dem Hauptbedürfnis an. (Lies außerdem hier, warum Bedürfnisse und Spiritualität sich nicht ausschließen.) Dieses Bedürfnis ist nichts Mysteriöses, schwer zu Erkennendes, sondern Gottseidank ganz simpel:
Gehört werden.

In fast allen Fällen, in denen ein Mensch redet, möchte er gehört werden. Und: Den meisten Menschen ist dies nicht bewusst. Sie wissen nicht, um was es ihnen wirklich geht, wenn sie etwas erzählen. Das ist auch nicht verwunderlich, denn diese simple Weisheit wird in unserer Gesellschaft nicht gelehrt!

Wenn dieses Bedürfnis nicht erfüllt wird, dann schleichen sich Anspannung, Frustration, Verzweiflung oder regelrechter Ärger ein. Da oft nicht erkannt wird, was die Ursache für diese Gefühle ist – das Nicht-gehört-Sein – suchen wir den Grund dann woanders und regen uns zum Beispiel über das auf, was der andere gesagt hat.

Hier ein Beispiel, damit sich das besser nachvollziehen lässt:

A: “Gestern hatte ich so einen Scheisstag! Mein Chef war die ganze Zeit nur am Meckern!”
(Hat das Bedürfnis, gehört zu werden)
B: “Oh, du solltest aber auch endlich deine Stelle kündigen!” (B ist nicht auf dieses Bedürfnis eingegangen, sondern hat einen Ratschlag erteilt)
A fühlt sich nach dem, was B gesagt hat, frustriert, weiss aber nicht so recht, wieso. Als er nach Hause kommt, beschwert er sich bei seiner Frau über B: “B hat vielleicht krasse Ansichten! Er sagt, ich soll kündigen! Das ist doch total bescheuert!”

Dieser Dialog zeigt ein typisches Reaktionsmuster unserer Gesellschaft, das am Hauptbedürfnis in Gesprächen vorbeigeht:
Ratschläge erteilen. Wenn jemand ein Problem schildert, sagen wir ihm, was er tun “sollte”.
Andere typische Muster sind Herunterspielen “Aber das ist doch nicht so schlimm – jeder hat einmal einen schlechten Tag!” oder von uns selbst reden: “Oh, das kenne ich! Mein Chef war letzte Woche auch wieder so!”

In jedem Fall wird derjenige, der eigentlich gehört werden wollte, frustriert!
Und es ist nicht so leicht, diesen Frust zu erkennen, da die ganzen Antwortmuster, die das Gehört werden verhindern, so üblich sind. Alle machen es so. Die ganze Zeit. Oder fast die ganze Zeit ;-). So haben wir gar keine Chance, zu erleben, wie es wäre, richtig gehört zu werden.

“Gehört werden” ist dabei im Grunde ganz einfach zu erfüllen. Alles, was es dazu braucht, ist in ein oder zwei Sätzen wiederzugeben, was der andere gesagt hat.
Wichtig ist dabei sind 2 Dinge:
1. Man muss zum GEFÜHL des Sprechers einen Bezug eingehen bzw. dazu, wie es ihm mit der Sache geht.
2. Man muss ihn danach FRAGEN.
Das mit dem Fragen ist wichtig, weil niemand gerne von außen gesagt bekommt, wie er sich fühlt bzw. was in ihm vorgeht. Jeder möchte gerne über sein Innenleben die Deutungshoheit behalten. Das bleibt gewahrt, wenn wir nicht diagnoseartig feststellen, sondern fragen.
Also nicht: “Du bist aufgebracht!”, sondern “Du bist ganz aufgebracht, richtig?”

(Probiere es aus: Ein sehr schneller und sicherer Weg, jemanden zur Weißglut zu bringen, ist, ihm von außen zu sagen, was er fühlt und was ihn ihm vorgeht und seine tatsächlichen Gefühle nicht gelten zu lassen. 😉 )

B hätte in unserem Fall zum Beispiel zu A sagen können:
“Oh, dein Chef hat den ganzen Tag gemeckert! Das war bestimmt sehr schwer auszuhalten!”
oder
“Wenn dein Chef meckert, stresst dich das ganz gewaltig, kann das sein?”

Mit dem gehört werden ist es genauso wie mit dem gelobt werden (lies hier den Artikel dazu). Wenn das Bedürfnis nicht erfüllt wird, haben irgendwie ein ungutes Gefühl, aber wissen nicht genau wieso, und denken im Zweifelsfall, mit uns sei etwas nicht richtig.
Dieser Gedanke, dass mit einem etwas nicht richtig ist, kann dabei auch die Tarnung annehmen von “Ich habe da noch ein Thema zu heilen”.

Dabei ist es ganz einfach so: Für alle Menschen auf der Welt ist es frustrierend, nicht gehört zu werden.

Gehört zu werden führt innerhalb von Minuten zu Entspannung,  Verbundenheit und dem herrlichen Gefühl, das mit einem alles in Ordnung ist.
Selbstliebeturbobeschleuniger.

Es ist also völlig normal und menschlich, gehört werden zu wollen, und der Ausweg ist nicht, sich dieses Bedürfnis abzutrainieren oder “wegzutransformieren” (ich bin jetzt mal ein bisschen gemein 😉 ), sondern dafür zu sorgen, dass es Erfüllung findet – weil da alle etwas von haben, nicht nur du!!!
Ich meine damit nicht, dass wir das gehört werden nun auf penetrante und nervtötende Weise von unserer Umgebung einfordern sollen, sondern es geht mir um den bewussten und liebevollen Umgang damit.

Wenn ich erkenne, dass ich gerade gehört werden will, dann ist es meine Aufgabe, mich darum zu kümmern, dass ich es bekomme. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Ich kann es selber geben, indem ich mir innerlich sage: “Wenn dein Chef meckert, bist du gestresst! Ich höre dich! Du bist gestresst! Das ist ok!”
2. Ich kann eine andere Person gezielt bitten, mir zuzuhören und wiederzugeben, was ich gesagt habe.

Darüber hinaus kann ich selber dafür sorgen, dass mehr Zuhören in die Welt kommt und Gespräche wieder mehr Spaß machen und erfüllender werden.
Das tue ich, indem ich für mein Gegenüber in Gesprächen öfter wiederhole, was ich sie oder ihn habe sagen hören und nach ihren oder seinen Gefühlen frage.

Vielleicht gibt es nun den oder oder anderen hier, der immer noch fragt: “Aber Bedürfnisse sind doch unreif/ unspirituell …. sollte ich das nicht irgendwie hinter mir lassen können?”

Meine Antwort darauf wäre: “Warum willst du es hinter dir lassen?”

Was ist, wenn der Sinn und Zweck unseres Lebens Beziehung wäre? Wenn es das Einzige wäre, was es zu “tun” gäbe, das Wesentliche, worauf es ankommt? Sagen Sterbende nicht, sie wünschten, sie hätten mehr Zeit mit ihren Liebsten verbracht?

Dann wäre es ganz fatal, sich dieses Bedürfnis abzugewöhnen, denn dieses Bedürfnis sorgt ganz genial dafür, dass wir immer wieder in Beziehung treten. Weil es sich gut anfühlt. Weil es glücklich macht. Weil wir als Gemeinschaftswesen gestrickt sind und nicht anders können.

Und, ganz wichtig:
Jedes Mal, wenn du mit jemandem in Beziehung gehst, machst du diesem Jemand ein Geschenk. Denn nicht nur du hast ein Bedürfnis nach Beziehung, sondern alle anderen auch. Wirklich zuhören fühlt sich genauso gut an, wie wirklich gehört werden.

Deshalb: trau dich! <3

Würdest du gerne die glücklich machende und heilende Wirkung von Zuhören erfahren und selber besser lernen?

Dann bist du herzlich eingeladen zu unserem Wochenendworkshop am 26. und 27. August 2017 in Basel.

An diesen zwei Tagen dreht sich alles um bewusste Kommunikation und Verbindung schaffendes Zuhören.
Wir werden die meiste Zeit praktische Übungen machen, damit du Erfahrungen für die Anwendung im Alltag mit nach Hause nehmen kannst.

Es wird der einzige Workshop dieser Art für dieses Jahr, und wir versprechen dir: Der weiteste Weg lohnt sich!

Lies hier die Workshopbeschreibung und finde heraus, ob diese zwei Tage für dich sind!

So oder so freue ich mich, wenn dir dieser Artikel ein paar Impulse geben konnte, um deine Gespräche ab jetzt erfüllender zu gestalten und dich selbst mehr zu lieben.

Danke fürs Lesen und bis bald!

Kendra

P.S.: Wenn du diesen Artikel hilfreich findest, dann teile ihn doch bitte über die sozialen Netzwerke! Danke! <3