Darf man sich als spiritueller Mensch noch über andere aufregen?

Kennst du das auch?
Dein spiritueller Weg strebt an, deinen Mitmenschen zu vergeben und dich ihnen gegenüber liebevoll zu verhalten. Doch du findest gerade ein bestimmtes Verhalten total daneben.
Du bist wütend. Du könntest ausrasten.
Du fühlst dich verletzt.
Du willst, dass der andere damit aufhört.
Was tun?

In solchen Fällen kann man sich schnell in einer inneren Lähmung wiederfinden. Einerseits drängt die Wut zum Losschreien und “die Meinung sagen”, und andererseits verfolgen einen Gedanken wie “Aber ich sollte mich doch nicht aufregen”, “Ich sollte doch vergeben!!!” – “Warum schaffe ich das nicht?”

Zu dem ganzen Ärger kommt dann womöglich noch ein Schuldgefühl, weil man es “nicht besser hinkriegt”!

Und das macht die Sache auch nicht besser, oder? 😉

Es scheint mir, als würde dringend etwas Klarheit in diesem Spannungsfeld zwischen vergeben “sollen” und dem tatsächlichen Gefühl gebraucht. Dazu hier ein paar Punkte:

1. Das Gefühl akzeptieren

Eine Art, mit starken negativen Gefühlen umzugehen, ist sie sich selbst nicht einzugestehen oder sie wegzuschieben, nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Leider funktioniert das nicht. Wütend ist erst einmal wütend. Hasserfüllt ist erst einmal hasserfüllt. Traurig ist erst einmal traurig. Verletzt ist erst einmal verletzt.
Der erste Schritt zu Vergebung und Liebe ist ehrlich anzuerkennen, was man fühlt.

2. Kein Drama aus dem Gefühl machen

Ganz ehrlich: Was ist eigentlich so schlimm an ein paar Gefühlen? Wir können in der Gewissheit ruhen, dass Gefühle, so heftig sie sein mögen, ein vorübergehendes Phänomen sind. Unsere wahre, ewige, gute Natur wird dadurch nicht berührt. Ich glaube, wir haben durch die letzten Jahrzehnte und Lehren wie “Das Gesetz der Anziehung” unnötig Angst vor negativen Gefühlen bekommen, so als seien sie eine Art böser Zauber, der Schlechtes in unser Leben bringt.
Es ist Zeit, sich davon frei zu machen.
Ein Gefühl allein macht nichts kaputt. Etwas anderes ist es, sich in negative Gefühle und Geschichten hineinzusteigern, alles negativ zu sehen und der Welt feindselig gegenüberzustehen. Natürlich bekommen wir dann die entsprechende Resonanz zurück. Doch ein Gefühl zu erleben und bewusst damit umzugehen, bringt niemanden um!
Lasst uns das Ganze gelassen angehen: Ich bin gerade stinksauer und möchte Person X den Hals umdrehen – na und? Ich weiss, das geht vorbei!

3. Sich jemanden suchen, der zuhört

In unserer Online-Frauenrunde erleben wir immer wieder, welche transformierende Kraft es hat, wenn wir einer von uns zuhören, über der die emotionalen Wellen zusammengeschlagen sind.
Bei uns darf frau jedes Gefühl und jeden Gedanken teilen und wird nicht korrigiert.
Wie sich immer wieder zeigt, verschwinden die Ladung und die urteilenden Gedanken zum Großteil schon von alleine, wenn einfach nur ein urteilsfreier Raum zum Gehörtwerden geboten wird. Durch das bloße Dasein der anderen findet die Verarbeitung der Situation statt und wird durch ein paar Lösungsideen am Ende noch abgerundet.
Deshalb: Suche dir jemanden, der dir zuhört und deinen Gefühlssturm gelassen und liebevoll annehmen kann

4. Die Energie des Gefühls für eine positive, lebensverbessernde Handlung einsetzen

Wenn wir sauer und genervt sind, neigen wir dazu, die Menschen anzugreifen und fertigzumachen, die wir als die Ursache für unsere Gefühle sehen.
Hier müssen wir uns selbst eine klare Grenze setzen.
Starke Gefühle kommen vor und gehören zur menschlichen Erfahrung dazu. Andere anzugreifen, herabzusetzen, zu kritisieren und ihnen bewusst zu schaden müssen wir sein lassen, denn es schadet sowohl den anderen als auch uns selbst!
Überlegen wir lieber, zu welchem positiven Ziel die starke emotionale Ladung uns bringen will.
Wut zum Beispiel hat oft damit zu tun, dass man sich nicht gehört fühlt oder den Eindruck hat, zu jemandem nicht durchzudringen. Man kann das ausdrücken und die Stimme darf dafür auch lauter werden: “Ich bin total wütend, weil ich das Gefühl habe, dass bei dir nicht ankommt, was ich sage! Kannst du mir bitte zuhören und wiederholen, was du mich hast sagen hören??????”

Hinter jeder starken Ladung steckt letztlich ein Impuls für etwas Gutes. So mag es uns wütend machen, im Fernsehen zu sehen, wie unnötig Krieg geführt wird und Menschen sterben. Ein guter Impuls – wir wollen unsere Brüder und Schwestern vor Leid bewahren!

Darf man sich also als spiritueller Mensch weiter aufregen und wütend werden? Man darf! Und man soll, meiner Ansicht nach! Denn sonst würden wir eine Menge lebensverbessernder Impulse verpassen!

Starke Gefühle bedeuten auch starke Kraft. Die Kraft ist da und will genutzt werden. Es liegt an uns, was wir aus ihr machen und ob wir sie destruktiv oder konstruktiv nutzen.

Deshalb: Regen wir uns auf – und machen das Leben für alle schöner! 🙂

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